1614. Mia liebt Sahne

Mia liebt Sahne

Draußen waren Liegestühle und der große Sonnenschirm aufgebaut. Eigentlich hätte Mia es sich richtig gemütlich machen können. Trotzdem lief sie aufgeregt hin und her. Immer wieder blickte sie auf die Uhr, die sie noch gar nicht lesen konnte. Es gab ihr aber das Gefühl, dass die Warterei nicht ganz so lang anhalten würde.
Ein Schlüssel wurde in das Schloss gesteckt, die Tür geöffnet. Mama kam herein und brachte ein in Papier gehülltes Tablett mit.
»Na endlich. Ich hab es schon gar nicht mehr ausgehalten.« Mia setzte sich sofort an den Tisch und griff nach dem Löffel, den sie sich bereit gelegt hatte. Doch dann begann sie zu grinsen. »Ach, den brauche ich gar nicht. DU hast bestimmt die coolen bunten Löffel bekommen.«
Sie riss die Verpackung auf und holte das leckere Eis hervor, dass in knusprigen Waffelbechern gefüllt worden war. Ihr Grinsen erstarb. »Mama? Wo ist denn die Sahne? Du weißt doch, dass Sahne ganz besonders gern esse.«
Mama seufzte. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie teuer das Eis geworden ist. Ich hatte leider nicht genug Geld dabei, um auch noch Sahne zu kaufen. Aber beim nächsten Mal mache ich das wieder gut.«
Mia nickte und nahm sich wortlos ihren Becher.
»Pst!« Jemand versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Mia blickte sich verstohlen um. In der Balkontür saß Kater Prinz, der verschwörerisch winkte.
»Ich muss mal eben aufs Klo.« Mia sprang auf, versteckte das Eis hinter ihrem Rücken und verschwand.
Prinz führte sie in Kinderzimmer, hob seinen Schwanz und bewegte ihn ein paar Mal auf und ab, bis ein leuchtender Kreis vor den Beiden entstand. »Wenn es keine Sahne von der Eisdiele gibt, dann besorgen wir dir welche in der zauberhaften Backstube.« Sie durchschritten den Kreis und fanden sich zwischen Schränken, Öfen, Töpfen und Backformen wieder.
Prinz ging zum Kühlschrank, holte eine Schüssel voll Sahne heraus und stellte sie auf den Tisch. »Mit Sahne muss man allerdings vorsichtig sein. Wir brauchen die richtige Schutzausrüstung, damit wir nicht frieren.«
Auf dem Tisch in der Mitte lagen plötzlich dicke Jacken, Handschuhe und Mützen. Mia und der Kater griffen danach und fanden sich augenblicklich auf dem Gipfel des Sahnebergs wieder. Ein großer Schlitten stand schon bereit, um bis ins tiefe Tal zu rodeln.
Sie setzten sich, gaben Gas und jubelten so laut, dass man es auf der ganzen Sahne hören konnte. Es ging vorbei an Büschen, die an jedem Ast bunte Zuckerperlen trugen, an Bäumen mit Schokoladenstämmen und Zäunen aus Weingummischnüren. Schneemänner aus Baiser winkten ihnen nicht nur zu, sie feuerten Mia und Prinz lauthals an, während scheue Marzipanschweinchen grunzend das Weite suchten.
»Ist alles in Ordnung bei dir? Ich dachte, ich schaue mal nach dem Rechten.« Mama war herein gekommen und steckte den Kopf durch den Türrahmen des Kinderzimmers.
»Alles in Ordnung.«, sagte Mia, die mit dem Kater nun auf dem Bett saß und sich schnell die leckere Sahne in den Mund löffelte. »Ich habe nur geschaut, ob Prinz noch schläft.«

(c) 2024, Marco Wittler

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