1651. Graf Dracula bittet zu Tisch

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Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Graf Dacula bittet zu Tisch

In einem weit entfernten Land, das sich hinter zahllosen Gebirgen versteckte, lebte ein Graf, der dem Tod schon so manches Mal ein Schnippchen geschlagen hatte. Über viele Jahrhunderte hatte er seine alte Burg bewohnt und die Menschen im Umland in Angst und Schrecken versetzt. im Herzen von Siebenbürgen, dass von seinen Bewohnern nur Transsylvanien genannt wurde, war Graf Dracula ein gefürchteter Mann.
Zugegeben, die meisten seiner Untertanen waren ihm nie persönlich begegnet, und diejenigen, die ihn getroffen hatten, wurden in der Regel am nächsten Morgen tot aufgefunden. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, dass es sich bei dem Grafen um einen blutsaugenden Vampir handelte, der sich in den Nächten an den Menschen labte. War es nur eine Sage, ein Mysterium oder entsprach es der Wahrheit? Was es auch war, es hielt sich hartnäckig in den Köpfen.
Pünktlich, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwand, zogen sich auch die Menschen in ihre Häuser zurück. Niemand wollte dem Vampir zum Opfer fallen. Die Haustüren wurden sorgfältig verschlossen und die Vorhänge an den Fenstern zugezogen. Um wirklich sicher zu gehen, hatte man schon vor einigen Jahrzehnten begonnen, Knoblauch um die Burg herum zu pflanzen und Kreuze dicht beieinander aufzustellen.
Die Nacht schritt voran. Zwischen die Sterne, die schon lange am Firmament funkelten, schob sich langsam der Vollmond und machte sich dort breit. In seinem fahlen Licht, das das Dorf in eine düstere, einschüchternde Atmosphäre tauchte, die jedem Menschen eine Gänsehaut verpassen konnte, trat Graf Dracula vor das Fenster seines Schlafgemachs. Mit großer Zufriedenheit blickte er in das Tal hinab und rieb sich die Hände. „Es ist Zeit, die Ernte einzufahren. ihr könnt euch noch so gut vor mir verstecken und euch in euren Häusern verkriechen, für mich ist die Stunde gekommen, um mich an euch zu laben.“
Er legte seinen gemütlichen Hausmantel ab. Doch statt in einen stattlichen Hermelinmantel zu schlüpfen, was man von ihm eigentlich erwartete, zog er sich eine alte, rote Latzhose an, die wahrlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Sie war schmutzig und an den Knien zerschlissen.
Er griff hinter die Gardine, holte einen Flugdrachen hervor und schwang sich damit in die Lüfte. Lautlos glitt er unter dem endlosen Sternenmeer dahin, immer den Blick auf die Behausungen seiner Untertanen gerichtet.
Doch plötzlich änderte er den Kurs. in immer enger werdenden Kreisen ging er mit seinem Fluggerät tiefer und landete auf dem Feld, das seine Burg umgab.
„Ihr leichtgläubigen Narren. Dass ihr nach so vielen Jahrhunderten immer noch das Märchen von Vampiren und Blutsaugern glaubt. Das macht es mir nur einfacher.“
Es trat zwischen die Pflanzen, zog sie nach und nach aus der Erde. Die reifen Knoblauchknollen schnitt er ab und stopfte sie in eine große Umhängetasche. Als er sie bis zum Rand gefüllt hatte, machte er sich zu Fuß auf den Rückweg. Statt über die große Zugbrücke zu gehen, entschied er sich für eine kleine, unscheinbare Tür, die etwas abseits lag. Der Graf musste grinsen, als sein Blick auf das Türschild fiel. „Draculas Tsatsiki. Den lieben sogar Vampire.“

(c) 2024, Marco Wittler

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