681. Der schnellste Weihnachtsmann der Welt

Der schnellste Weihnachtsmann der Welt

Zu Beginn der Adventszeit saß der Weihnachtsmann in seinem Büro vor dem Computer und sah durch seine Termine.
»Puh!«, stöhnte er auf. »Das wird ja jedes Jahr stressiger. Wie soll das denn alles schaffen? Und dann muss ich auch noch die vielen Geschenke verteilen. Ich muss mir da was Neues einfallen lassen.«
Er griff zur Maus und klickte sich durch das Internet. Eine Einkaufsseite nach der anderen durchwühlte er, um irgendwas zu finden, dass ihm viel Zeit einsparen konnte.
Nach vielem Anschauen, Nachdenken, Grübeln und Ideen wieder verwerfen, fand er endlich etwas, das ihn begeisterte.
»Das ist es. Das muss ich haben.«
Er klickte auf den Bestellknopf und freute sich riesig, Weihnachten in diesem Jahr schneller erledigen zu können.

Die Tage vergingen. Der Stress nahm immer mehr zu. Doch während sich die Weihnachtselfen Tag und Nacht ins Zeug legten und immer seltener gute Laune hatten, ging es dem Weihnachtsmann richtig gut. Man sah ihn immer mit einem Lächeln durch seine Werkstatt gehen. Er hielt hier und da ein Schwätzchen und machte auch mal einen Witz, bei dem er sich den dicken Bauch vor Lachen halten musste.
Als es dann schließlich so weit war, dass er auf seine große Tour gehen sollte, standen seine acht Rentiere vor der Werkstatt bereit, um den prall gefüllten Sack mit einem Schlitten um die Welt zu ziehen.
»Hey, Jungs!«, rief der Weihnachtsmann schon von Weitem. »Dieses Jahr könnt ihr euch ganz entspannt in eurem Stall ausruhen und Weihnachten feiern. Ich brauche euch nicht. Ich habe mir nämlich eine Rakete gekauft, die viel schneller um die Welt fliegt, als ihr es je könntet. Das spart mir eine Menge Zeit und ich bin früher wieder zu Hause.«
Rakete? Entspannen? Nicht brauchen?
Die Rentiere hatten das Gefühl, sich verhört zu haben. Sie gehörten genauso zu Weihnachtsfest wie der Chef. Er konnte nicht wirklich auf sie verzichten.
Doch dann öffnete sich eine große Luke im Boden. Mit einem Beben, dass die gesamte Umgebung erfasste, wurde die Rakete empor gehoben.
»Den Sack habe ich auch schon verladen lassen. Ich muss mich nur noch auf den Weg machen.«
Der Weihnachtsmann winkte noch einmal vergnügt, dann stieg er in seine Rakete und drückte den Startknopf.
Ein lauter Countdown schallte über den Nordpol.
»FÜNF … VIER … DREI … ZWEI … EINS … NULL!«
Ein kräftiger Feuerstoß ob die Rakete in die Luft. Schneller und schneller schraubte sie sich in die Höhe, bis plötzlich der Antrieb versagte, das Feuer erlosch und sie zu Boden stürzte.
Mit einem lauten Krachen zerfiel sie in ihre Einzelteile.
Mühsam kroch der Weihnachtsmann aus dem Wrack hervor. Etwas benommen torkelte er ein paar Sekunden durch den Schnee, bis sich die Welt nicht mehr vor seinen Augen drehte.
»Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«, hörte er plötzlich hinter sich.
Es waren die Rentiere, die mit dem Schlitten gekommen waren.
»Äh … öhm … also, wenn es euch keine Mühe macht.«, stotterte der Weihnachtsmann.
»Ich glaube, die Rakete war doch keine so gute Idee. Der Schlitten ist viel zuverlässiger.«
Gemeinsam verluden sie die Geschenke und machten sich auf den Weg.

(c) 2018, Marco Wittler

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