769. In einer kleinen Nuss

In einer kleinen Nuss

In einer kleinen Nuss an einem großen Nussstrauch, lebte Rudolf. Rudolf war eine kleine, faule Raupe, die nichts lieber tat als zu schlafen und vor sich hin zu dösen.
Wenn Rudolf nicht gerade vom Nusskern in seiner Schule knabberte, träumte er davon, eines Tages ein wunderschöner, bunter Schmetterling zu sein, der von Blume zu Blume flog und vom süßen Nektar naschte.
Mh, dachte er dann immer wieder, wie lecker das wohl schmecken würde. Aber bis dahin sollte es wohl noch eine Weile dauern.
Momentan hielt Rudolf jedenfalls ein tiefes Schläfchen.
Doch dann hörte er an seiner Nussschale ein Geräusch. War das ein Klopfen? Wollte ihn jemand besuchen? Nein. Es klang, als würde jemand die Nuss öffnen wollen.
Sofort kroch Rudolf aus seinem Bett und sah durch ein kleines Loch nach draußen.
»Hey! Wer stört da meinen Schönheitsschlaf?«, rief er laut und entdeckte ein Eichhörnchen, dass ebenfalls Hunger auf eine leckere Nuss hatte.
»Nanu!«, war das Eichhörnchen erstaunt. »Du bist ja eine Raupe.Ist es nicht etwas zu spät für dich?«
Rudolf erschrak. Hatte sein ungebetener Gast etwa Recht?
Er kroch zurück in die Nuss und warf einen Blick auf den Kalender.
»Du meine Güte!«, entfuhr es Rudolf. »Das Eichhörnchen hat Recht. Der Herbst hat schon längst angefangen. Ich habe verschlafen. Jetzt bleibt mir keine Zeit mehr, mich in einen Schmetterling zu verwandeln.«
Rudolf dachte kurz nach, was jetzt zu tun war. Doch dann zuckte er mit den Schultern und verkroch sich wieder in sein Bett.
»Ist mir egal. Dann schlafe ich halt bis zum Frühling und werde mich dann erst in einen Schmetterling verwandeln.«

(c) 2019, Marco Wittler

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